Paolo Alto/walldorf.

Ein hochrangiger deutscher Manager des Walldorfer Softwarekonzerns SAP steht seit gestern vor einem Gericht in Santa Clara, Kalifornien. Das berichtet der amerikanische Fernsehsender NBC. Ihm wird vorgeworfen, Barcodes für Lego-Spielzeugverpackungen gefälscht zu haben, um diese dann deutlich günstiger kaufen zu können.



“Millenium Falcon” für 49 Dollar

Dafür soll er die gefälschten Strichcodes in US-Supermärkten über die Original-Barcodes geklebt haben. An der Kasse bescherte ihm das deutliche Preisnachlässe. Laut NBC hat der 47-Jährige beispielsweise für einen “Millenium Falcon” der “Lego Star Wars-Reihe” nur 49 statt 279 Dollar bezahlt. Mit Hilfe von Überwachungskameras waren die Ermittler dem Manager schließlich auf die Schliche gekommen. Bereits am 8. Mai war er verhaftet worden.

Der TV-Sender nennt auch den Namen des Beschuldigten, Thomas L. Seinem Profil bei dem US-Business-Netzwerk LinkedIN zufolge arbeitet er bereits seit 1988 für SAP, hat derzeit den Rang eines Vice Presidents, und studierte in Mannheim Wirtschaftsinformatik. Auf den ersten Blick dürfte er die Betrügereien eigentlich nicht nötig gehabt haben: In dem NBC-Bericht ist seine große Villa in San Carlos zu sehen, die angeblich rund zwei Millionen Dollar (rund 1,57 Mio. Euro) wert ist.

Profit hat der 47-Jährige wohl dadurch aus der Sache geschlagen, dass er die in den USA vergleichsweise teuren und sehr populären Spielsachen über ebay versteigerte. Den amerikanischen Ermittlern zufolge hatte er allein in den vergangenen zwölf Monaten 2000 Lego-Produkte über das Internetportal verkauft. Angeblich brachte ihm das Einnahmen von 30 000 Dollar. “Solche Betrügereien gibt es öfter, als man denkt”, sagte Polizeisprecher Liz Wylie. Einen solchen Umfang wie im vorliegenden Fall hätte er allerdings noch nicht erlebt.

Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Ermittler zusätzlich mehrere Hundert ungeöffnete Lego-Verpackungen und im Wagen des Beschuldigten entsprechende Barcode-Fälschungen. Cindy Seeley von der Staatsanwaltschaft Santa Clara sagte in dem TV-Beitrag aber, dass es dem Softwareexperten vermutlich nicht nur ums Geld gegangen sei. Offenbar habe ihm die Sache auch “Spaß gemacht”, meinte sie, da ihm die Betrügereien “viel Arbeit gemacht hätten”.

Zunächst keine Konsequenzen

Eine SAP-Sprecherin in Walldorf bestätigte gestern, dass der Mann bei dem Softwarekonzern in den USA arbeite. Konsequenzen gebe es derzeit noch keine, man warte zunächst das Ergebnis des Gerichtsverfahrens ab. Weitere Kommentare wollte sie nicht abgeben.