„Wir bombardieren Köln mit 1000 Flugzeugen. Nie zuvor gab es einen derartigen Angriff. Gebt’s ihnen, genau unter das Kinn.“ So feuerte Luftmarschall Arthur T. Harris die fast 6000 Besatzungsmitglieder der 1046 Bomber und 88 Störflugzeuge an, die am 30. Mai 1942, einem Samstag, zwischen 22.30 Uhr und 23.30 Uhr von 53 Basen in Großbritannien starteten, um die Domstadt in Schutt und Asche zu legen. Die „Operation Millennium“ gegen die Zivilbevölkerung sollte die Kampfmoral der Deutschen erschüttern. Köln sollte der Anfang der Flächenbombardements der Royal Air Force sein – und danach „Stadt für Stadt“, so Kriegspremier Winston Churchill.

Harris wollte endlich einen „Erfolg“ des Bomber Command verkünden, waren die Ergebnisse der Angriffe auf feindliche Militär- und Industrieanlagen doch mäßig. Außerdem waren nach den verheerenden Angriffen der Luftwaffe auf London, Sheffield, Southampton und Coventry die Hemmschwellen für den ersten Großangriff der Luftkriegsgeschichte bei den Briten gesunken.

Um 00.47 Uhr erschienen die ersten Flugzeuge am Kölner Nachthimmel: „Wellingtons“ und „Sterlings“ warfen Brandbomben auf den Neumarkt zur Orientierung für die Bomberpulks. In 90 Minuten fielen 1490 Tonnen Sprengstoff auf Kölner Wohngebiete – Phosphor- und Stabbrandbomben, Sprengbomben und Luftminen. Ein RAF-Pilot: „Es war wie auf einem speienden Vulkan.“

„Wir schauten noch einmal zurück. Etwa neun Minuten vor der Küste drehten wir noch einmal kurz um, damit wir einen letzten Blick zurückwerfen konnten. Ein riesiger Vulkan schien sich in der Ferne aufzutun“, schilderte Vizeluftmarschall Baldwin seine Eindrücke nach dem Angriff.

Vor der „Nacht der 1000 Bomber“ hatte es in Köln 106 Fliegeralarme gegeben, mit der Zeit hatte sich eine Gelassenheit eingestellt: „Do jeht allt widder de Trööt.“ Doch in der Nacht zum Dreifaltigkeitssonntag 1942 war alles anders. „Ich war bei meiner Cousine in Nippes in der Augustastraße“, erinnerte sich Gertrud Türk, eine von mehr als hundert Zeitzeugen, die sich für das Videoprojekt „Erlebte Geschichte“ des NS-Dokumentationszentrum interviewen ließen. „Wir saßen mit meiner Tante im Keller. Allein dieses Rauschen der Bomber. Das war so beängstigend.“

Todesangst hatte auch Liesel Hoffschild-Buchloh: „Ein Abend wie viele zuvor. Vor dem Zubettgehen werden die üblichen Rituale vollzogen: Kellerklamotten zum schnellen Anziehen zurechtlegen. Das Köfferchen mit den wichtigsten Papieren griffbereit. Angst hatten wir bis zum 30. Mai 1942 nicht. Die Nacht zum 31. Mai hat uns das Fürchten gelehrt.“

Nach dem Feuersturm herrschte das Grauen: „Ich ging zu meiner Lehrstelle. Da, wo heute die Rundschau ist. Überall Tote, überall verbrannte Leichen, notdürftig mit Dachpappe zugedeckt. Man konnte die Füße sehen, die grünlich von Phosphor schimmerten“, schilderte Heinz Caspers. Agnes Mack war morgens früh unterwegs. “An der Minoritenkirche war der gesamte Platz voll verkohlter Leichen. Sie waren mit Planen zugedeckt. Mutter meinte zu mir, es sei verbranntes Holz, aber an den „Holzenden“ waren noch Pantoffeln. Es brannte überall.”
Hanns Schaefer, der spätere Haus- und Grund-Chef, erinnerte sich: „Überall lagen Tote. Noch schrecklicher habe ich die aufgeblähten Kadaver der Pferde in Erinnerung.“ 469 Menschen waren tot, 45 000 Kölner hatten kein Zuhause mehr. „Wer zum Schwerte greift, wird durch das Schwert umkommen“, kommentierte BBC London.

In der Nacht zum 29. Juni 1943 fiel wieder Feuer vom Himmel. Beim „Peter und Paul-Angriff“ starben 4377 Kölner. Die Zahl der Obdachlosen stieg auf 230 000. 262 Mal wurde Köln im Zweiten Weltkrieg bombardiert. 1,5 Millionen Bomben töteten 20 000 Kölner.